Il Capo Corso

Halbzeit, die Hälfte meiner diesjährigen Tour liegt nun bereits hinter mir.
Für den Freitag hatte ich mir eine Rundfahrt um das Cap Corse vorgenommen. Hinsichtlich der Zwischenstopps hielt ich mich an die Empfehlungen der Kapumrundung unter http://www.korsika.com. Allerdings beschränkte ich mich während der gesamten Fahrt auf ein Pietra (= korsisches Bier), und das diente auch nur als Verdauungshilfe beim Mittagessen.
Ich startete nach einem reichhaltigen Frühstück mit Figatellu und Brocciu, sowie mehreren Tassen stark gesüßtem Kaffees zunächst nach Erbalunga, eine hübsche Kleinstadt mit engen Gäßchen, nur wenig nördlich von Bastia gelegen. Neben eines sehr ansehnlichen alten Festungsturmes, den man am besten von einer Felsengruppe, die nur mit etwas Geschick kletternd zu erreichen ist, von der Meeresseite aus fotografiert, gibt es hier tatsächlich ein kleines Restaurant mit einem Michelin-Stern.

Das pittoreske kleine Städtchen Erbalunga

Für’s Mittagessen war es noch zu früh, also ging es die Ostküste weiter hoch bis Macinaggio. Ab dort zieht sich die Straße landeinwärts und es wird hügelig. Bevor man die Westküste in der Nähe der Moulon Marttei erreicht, passiert man noch einen fantastischen Aussichtspunkt (point de vue) bei Rogliano von dem aus man einen tollen Blick auf das nördliche Ende Korsikas und die Ile de la Giraglia hat.
Schließlich lohnt sich auch ein Stopp an der Moulon Mattei. Nachdem man vom dortigen Parkplatz aus die paar Hundert Meter zur Mühle aufgestiegen ist, ergibt sich einer schöner Blick auf die Westküste des Kaps und vor allem auf das Fischerdorf Centuri, in dem man laut http://www.korsika.com vorzüglich Fisch und Meeresfrüchte speisen kann.

Moulon Mattei und ihre neuzeitlichen Schwestern

Zielsicher steuerte ich den Hafen von Centuri an und war verwundert, dass auch nach 14.00 Uhr noch einige Restaurants gebrochen voll waren. In einem Restaurant am Ende des Hafens, mit schönem Blick auf denselben, nahm ich Platz. Nach wenigen Minuten kam die Bedienung an meinen Tisch, doch statt meine Bestellung aufzunehmen, bat man mich höflich aber bestimmt, meinen Tisch zu verlassen (es war ein Tisch für 6 Personen) und wollte mich an einem „Katzentisch“ platzieren. Ich wies auf die ca. 80 % freien Plätze hin und bat sitzen bleiben zu dürfen. Der Wunsch wurde abschlägig beschieden, da es nicht „normal sei“ allein an einem großen Tisch sitzen zu wollen (was auch gar nicht mein Ansinnen war) und zudem jederzeit mit größeren Gästegruppen gerechnet würde.

Blick auf den malerischen Hafen von Centuri

Das überzeugte nachhaltig – ich stand auf … und ging, in dem Wissen, dass die große Zahl der freien Plätze gerade in diesem Restaurant sicher nicht Gott-gegeben war. Ich verzichtete nun auf die Fischmahlzeit, nahm eine korsische Pizza und das obligate Pietra in einer Pizzeria zu mir und setzte meine Fahrt anschließend zunächst ganz entspannt fort.
Immer die Küstenstraße entlang, vorbei an einem alten Asbesttagebau, ging die genußvolle Fahrt ums Kap flott voran.

Das ehemalige Asbestwerk bei Ogliastro

Die Entspannung hielt zunächst an, verlor sich aber zusehends, nachdem die Reservelampe meiner Vespe Tankbedarf anmeldete. Über geschlagene 60 Kilometer sollte nun keine Tankstelle mehr folgen, was ich zu diesem frühen Zeitpunkt allerdings noch nicht erahnen konnte.
Ich schaffte es dann aber doch nach Saint Florient, und fuhr – nachdem Tank gefüllt war – postwendend noch einmal zurück nach Albo und Nonza, um an einem der dortigen „schwarzen Strände“ noch einmal richtig abzubaden. Die fast schwarze Farbe der Strände ergibt sich durch die besonderen Kieselsteine, die aus einem besonderen Gestein (Serpentinit) bestehen.

Der schwarze Strand von Albo

Die Rückfahrt gegen halb Acht wurde dann zu einer kleinen Zitterpartie, weil es bei Dunkelheit und auf ein paar Hundert Höhenmetern zwisch Saint Florient und Bastia doch recht frisch geworden war.
Meine Wirtsleute brachten mich jedoch mit einem Glas Pietra und anschließend einem weiteren Glas korsischen Rotweins aus eigenem Anbau wieder auf die richtige Betriebstemperatur, so dass ich bald darauf in den wohlverdienten Schlaf fand.

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