Il principato di Seborga

Nach einem Tag Vespa-Pause, mit ausgiebigem Meer- und Sonnenbaden, war die ungünstige Wetterprognose für den Sonntag Anlass über einen kurzen Giro ins Umland nachzudenken. Primäres Ziel sollte das selbsternannte Fürstentum Seborga im Hinterland von Bordighera sein. Schon am Morgen färbte sich der Himmel kräftig grau, aber ich gab den Optimisten und wählte Shorts, Tank-Shirt und Flip-Flops als Outfit zum sonntäglichen Vespazieren. Wieder sollte die Anfahrt über die Via Aurelia, diesmal bis Bordighera, erfolgen, um dann über Sasso di Bordighera ins hügelige Hinterland zu gelangen. Seborga selbst liegt auf etwa 500 Metern Höhe, die Anfahrt ist kurvenreich und der Straßenbelag italienisch. Unmittelbar an der Gemeindegrenze steht ein kleines Wachhäuschen, in den Nationalfarben hellblau und weiß, was für ein erstes Fotomotiv herhalten musste. Es folgt das gleichfarbige Willkommenschild und nach ein paar Minuten Fahrt erreicht man den Ortskern, an dem sich ein kleiner Parkplatz befindet, auf dem sich die Vespe kostenfrei abstellen ließ. Direkt am Zugang zum zentralen Platz wohnt die regierende Fürstin Nina Döbler-Menegatto, die bajuwarische Wurzeln hat. Das kleine Örtchen ist eher unspektakulär, hat eine typisch mittelalterliche Gebäudesubstanz in teilweise erbärmlichen Zustand. Das ehemalige Außenministerium spricht hier Bände. Geschäftstüchtig wie die Einwohner des Fürstentums sind, verkaufen sie hier allerlei Andenken und Mitbringsel, teilweise zu Mondpreisen (z. B. T-Shirts mit Seborga-Wappen für 35€). Günstig erwirbt man hingegen einen Pass des Fürstentums: Mit nur fünf Euro ist man schon dabei, Unterschrift der „Fürstin“ und Siegel des „Fürstentums“ inklusive. Merkwürdig, im Pass selbst muss alljährlich ein Stempel gesetzt werden, um die „Gültigkeit“ beizubehalten, gegen Gebühren versteht sich. Ein Schelm der Böses dabei denkt! Ich habe den Spaß trotzdem mitgemacht, und bin nun für dieses Jahr mit zwei Pässen versorgt. Wenn ich den Iseran und den Stelvio noch dazu rechne, sollten das mehr als genug. Die kurze Rundfahrt beschloss ich mit einem Abstecher an die Lungomare Argentina in Bordighera, wo ich noch einmal in den mediterranen Wellen trieb, bevor ich leicht bekleidet bei einsetzendem Nieselregen zurück nach Arma die Taggia fuhr. Die frische Brise und der Nieselregen auf der mehr oder weniger nackten Haut während der zwanzig minütigen Rückfahrt waren zwar ein sehr sinnliches Vespa-Erlebnis (meet the elements – Jack Wolfskin ließ grüßen), aber im Hotel gab ich mir dann doch erstmal die extra heiße Dusche.

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