Un giro in montagna

Nachdem ich es die letzten zwei Tage bewusst etwas ruhiger angehen ließ, und lediglich mal kurz zum Billig-Tanken nach Menton (Frankreich) gefahren war, hatte ich mir für heute eine schöne Panorama-Rundfahrt durch die Seealpen ausgekegelt.

Von Bordighera aus ging es zunächst nach Dolceacqua, ein pittoreskes Dorf mit einer sehr schönen, aber ebenso verfallenen Burg. Dem Stammsitz der genueser Adelsfamilie Doria, nicht zuletzt bekannt durch den Grafen Andrea Doria und das später nach ihm benannte Schiff, welches leider ein nicht allzu erfreuliches Schicksal fand.
Ebenfalls bekannt ist Dolceacqua aber für einen leichten, fruchtigen Rotwein, den Rossese, der einen prima Tischwein zu allen Pastagerichten abgibt, und der bereits am Mittagstisch bedenkenlos getrunken werden kann. Mangels Ladekapazitäten musste ich diesmal leider auf den gewohnten Großeinkauf verzichten.

Der Ponte Vecchio di Dolceacqua

Der Ponte Vecchio di Dolceacqua

Weiter ging es nach Pigna, einem kleinen Ort, der vor allem aufgrund seiner Thermalquelle bekannt geworden ist. Anschließend musste ich spontan umplanen, da die von mir gewählte Strecke durch ein größeres Steinschlagereignis weggeputzt und kurzer Hand gesperrt worden war. Und so landete ich zunächst in Buggio, einem Bergdorf, in dem sich Fuchs und Hase „Gute-Nacht-sagen“ könnten, wenn sie es denn finden würden.
Also umgedreht und über Bajardo oberhalb der 1.000-Meter-Linie um den Monte Ceppo gefahren. Bis dahin nahm ich immer an, die italienische Straßenbezeichnung SP steht für „strada provinciale“. Weit gefehlt, denn dies ist eine urdeutsche Klassifizierung und bedeutet wahlweise Schotter- oder Schlaglochpiste.

Nach stundenlanger Tempo-30-Fahrt und einem wahren Buckelpistenrodeo landete ich finalmente auf dem Colla Melosa, wo ich in 1540 Metern Höhe eine längere Pause einlegte und auch den Blick auf den Lago Tenarda genoss.

Blick vom Colla Melosa auf den Lago Tenarda

Blick vom Colla Melosa auf den Lago Tenarda

Zurück ging’s dann mit reichlich Gefälle (12 %) in kurviger Schussfahrt über Triora nach Taggia, San Remo und schließlich Bordighera, so dass ich mir nach 136 Kilometern in knapp 5 Stunden reiner Fahrtzeit noch in aller Ruhe einen Sonnenbrand am Strand abholen konnte. So schön die Fahrt ins Gebirge abseits der normalen Wegstrecken auch war, musste ich doch leider feststellen, dass unsere Vespen nur sehr bedingt geländetauglich sind. Nichts anderes hätte ich allerdings auch erwartet!

Arrivo al mare

Es ist geschafft! Bereits einen Tag früher als geplant, habe ich mein erstes Zwischenziel erreicht. Ich bin tatsächlich am Mittelmeer – in Bordighera. Einer kleinen Stadt, die den Charme des 19. Jahrhunderts versprüht und ihre besten Jahre lange hinter sich hat. So auch mein Albergo, in dem ich die nächsten 4 Tage Quartier bezogen habe, um von hier aus das Hinterland zu „erfahren“. Das Hotel „Astoria“ ist ganz im Stil der 60er-Jahre eingerichtet und gibt somit dem klassischen Vespa-und-Italien-Feeling quasi den letzten Schliff.

Ankunft in Bordighera - was will man Meer?

Ankunft in Bordighera – was will man Meer?

Meine gestrige Anreise – knapp 200 Kilometer lang – habe ich fast „auf einer Backe abgesessen“. Von Turin über Carmagnola (wo angeblich Tic Tacs berühmte Minze herstammt), Fossano und Cuneo ging es auf den Colle di Tenda. Diesen Pass muss man „erfahren“. Weniger der sanfte Anstieg, als viel mehr die Fahrt durch den Tenda-Tunnel – im Verband mit zahlreichen, dicken Motorrädern ging es mit ca. 90 km/h durch die nur einspurig befahrbare Tunnelröhre – und die anschließende, fast 50 Kilometer lange, extrem kurvenreiche Strecke bis unmittelbar ans Meer, sind ein echtes Highlight. Die Passhöhe selbst ist übrigens auch befahrbar, allerdings wollte ich meiner Vespe nicht allzu viel zumuten, da der Weg nach ganz oben nicht durchgehend befestigt ist.

On your marks - in der ersten Reihe stehen die Zweiräder bei der Einfahrt in den Tenda-Tunnel!

On your marks – in der ersten Reihe stehen die Zweiräder bei der Einfahrt in den Tenda-Tunnel!

Heute bleibt die Vespe aller Voraussicht nach mal stehen. Das liegt aber nicht daran, dass mir „die Hose brennen“ würde, oder gar daran, dass die Vespe „lahme Flügel“ hätte. Sondern schlicht daran, dass ich gestern noch Zeuge der Folgen eines Frontalcrashs zwischen einem Sportwagen und einem Supermotobike geworden bin. Wer wem die Kurve geschnitten hatte, war ebenso wenig noch zu erkennen, wie der Rest des Bikes und leider auch seines Fahrers. Da hält man erstmal inne …

Un giorno di pioggia

Nachdem es die ganze Nacht mehr oder weniger stark geregnet hatte, sah auch der nächste Morgen wenig vielversprechend aus. Wenn es denn einen „Geist von Spiez“ gegeben haben soll, muss das dann wohl ein Wassergeist gewesen sein. Ich machte das Beste aus dem „Fritz-Walter-Wetter“ und sattelte die Vespe, um möglichst schnell weiter gen Süden zu reiten.

Hier im Park des Hotels Belvedere kann man ihn erahnen, den "Geist von Spiez".

Hier, im Park des Hotels Belvedere, kann man ihn erahnen, den „Geist von Spiez“.

Vorher eine kleine Stippviste im legendären „Hotel Belvedere“, dann noch schnell die Marina und das Schloss Spiez besichtigt, und ab ging’s durch das Simmental in Richtung Aigle und Martigny. Der höchste Punkt im Simmental, der Col de Pillon (1546 Meter über NN) lag im dichten Dunst, und auch als ich nach 2 Stunden Regenfahrt Martigny erreichte, zeichnete sich kein Wetterumschwung ab. Ich tankte noch einmal Superplus, bevor ich mich mit meinen 125 ccm aufmachte, den Gran-San-Bernardo-Pass zu erklimmen. Die Gipfelhöhe von 2473 Metern erreichte ich ohne Probleme, allerdings fiel die Tachonadel zeitweise bis auf 40 km/h! Auf dem Gipfel eine Sichtweite unter 50 Metern und weiter Regen.

Auf dem Gran San Bernardo - man sieht, dass man (fast) nichts sieht!

Auf dem Gran San Bernardo – man sieht, dass man (fast) nichts sieht!

Also nichts wie weiter ins gelobte Land – Italien! Kaum hatten wir den Grenzposten passiert, und meine Vespe holte angesichts der Heimat richtig Schwung – okay, es ging ja auch bergab -, da lächelte uns das „Land der Zitronen“ mit ganzem Herzen an.

Strahlender Sonnenschein im gesamten Aostatal ließ den Fahrspaß merklich steigen, und so legte ich noch einmal 120 Kilometer nach und landete finalmente in Turin. Dort fiel ich dann auch todmüde aus dem Sattel und ins Bett. Die Bilanz bis heute: 1.050 Kilometer auf dem Zähler, keine Zündaussetzer und jede Menge Fahrspaß. Das nächste Ziel liegt bereits am Mittelmeer …

Il spirito di Spiez

Die zweite Etappe sollte mich gestern von Straßbourg bzw. Ostwald nach Spiez am Thuner See führen. Der Motoplaner  wies hier für die kürzeste Strecke ohne Autobahn 266 Kilometer aus. Nachdem ich morgens um 9.00 Uhr in aller Frühe und in aller Frische – bei nur 15 Grad sollte der Windbreaker von Tante Louise seine 12,90 € schnell wieder einspielen – die Segel setzte, lief „das Boot“ bei bestem Wetter tadellos, und über Selestat ging es zunächst nach Colmar.

Miss Liberty lässt grüßen - Colmar im Elsass, nicht New York!

Miss Liberty lässt grüßen – Colmar im Elsass, nicht New York!

Anstatt nun wie geplant über Mulhouse und Basel in die Schweiz zu gelangen, machte ich spontan eine Schleife über Neuf-Brisach und weiter nach Freiburg.  Nach einem ersten Tankstopp ging es dann rechtsrheinisch weiter nach Weil am Rhein. Eine doppelte Currywurst und eine Coke Zero waren eine solide Grundlage für die anschließende Fahrt durch die Mittelschweiz bis nach Spiez. Leider verfinsterte sich der Abendhimmel kurz nach meiner Ankunft, und ein kurzes Gewitter mit darauf folgendem Dauerregen verhinderte die weitere Suche nach dem sprichwörtlichen „Geist von Spiez“. Das letzte Highlight des Tages war dann eine Platte mit Hobelkäse und dazu ein schönes kaltes Feldschlösschen Pilsner in der Chemihütte in Aeschiried. Dafür gibt’s drei Kochlöffel von mir!

Eine schweizer Hobelkäseplatte - drei Kochlöffel für den guten Geschmack!

Eine schweizer Hobelkäseplatte – drei Kochlöffel für den guten Geschmack!

Auch bemerkenswert: Nach 2 Tagen und 650 Kilometern Fahrtstrecke steht immer noch kein Autobahn-Kilometer auf der Agenda!

Il primo passo

Der Anfang ist gemacht! Heute habe ich die erste Etappe meiner Reise hinter mich gebracht. Von Limburg über Bad Camberg, Hofheim, Groß-Gerau, Biblis, Mannheim, Schwetzingen, Karlsruhe und Kehl ging es nach Straßbourg, wo der erste Zwischenstopp gemacht wird. Insgesamt habe ich heute 313 Kilometer in 6 Stunden abgeritten. Die erste Pause nach knapp zwei Stunden gab’s nach 110 Kilometern in unmittelbarer Nähe zum Atomkraftwerk Biblis.

Pause - Müsli bringt verbrauchte Energie sofort zurück!

Die erste Pause – ein Müsliriegel bringt verbrauchte Energie sofort zurück!

Nachdem sich die verbrauchte Energie völlig ökologisch (Müsliriegel und Wasser) regeneriert hatte, ging’s weiter. Das erste Mal Tankstop war dann in Karlsruhe nach 230 Kilometern – und siehe da, nur 6 Liter gingen rein.  Damit war ich hochzufrieden. Vorher konnte ich sogar noch meine neue Regenkleidung testen, denn rund um Schwetzingen goss es aus Eimern.

Linx ist da, wo die Vespa rechts steht ...

Linx ist da, wo die Vespa rechts steht …

Schließlich landete ich gegen 18.00 Uhr in Ostwald bei Straßbourg. Der Motoplaner hatte zwar 30 Kilometer weniger ausgeworfen, als es dann wurden. Das schreibe ich aber getrost mal dem Spaghetti-Eis von Bundesstraßen im Raum Ludwigshafen-Mannheim zu, die ich mir mehr oder weniger unfreiwillig anscheinend aus allen Richtungen angeguckt habe.

Zu guter Letzt noch ein Beitrag zum Thema „Grüßen“: Ich habe heute konsequent alle Vespafahrer gegrüßt – einer(!) hat zurückgegrüßt (Rote Vespe kurz vor Hofheim).

La manutenzione programmata

Der wichtigste Teil der Reisevorbereitung ist natürlich der Check-up der Maschine unmittelbar vor Reiseantritt. Bei meiner GTS waren schon knapp 4.500 Kilometer auf dem Zähler, so dass ich die routinemäßige 5000er-Inspektion etwas vorziehen und bei der Gelegenheit letzte Woche auch noch schnell den Brems- und Kühlflüssigkeitswechsel durchführen ließ.

Der Zählerstand unmittelbar vor dem Start: 4.527 Kilometer stehen zu Buche.

Der Zählerstand unmittelbar vor dem Start: 4.527 Kilometer stehen zu Buche.

Anschließend lag „das Boot“ noch ein paar Tage auf dem „Trockendock“, da sich das neue Mapping für die CDI etwas verzögerte und ich mir zu allem Elend auch noch einen zwei Zentimeter langen Nagel in den hinteren Reifen gefahren hatte.

Seit vier Tagen steht die Vespa neu bereift wieder vor meiner Tür. Am vergangenen Wochenende habe ich sie nochmals ausgiebig auf der Autobahn auf Herz und Nieren getestet – und siehe da, die hinlänglich bekannten Leistungsabfälle über 100 km/h treten scheinbar nach wie vor mehr oder weniger zufällig auf.

Nichts desto trotz läuft der Countdown unvermindert weiter und wenn der Wettergott mitspielt, soll es in den nächsten 2 bis 3 Tagen endlich losgehen.

Und das Packen macht uns auch nicht bange ...

Und das Packen  haben wir auch schon mal geübt …

Ogni inizio è difficile!

Ab heute wird gebloggt! Obwohl die Räder noch nicht rollen, beginne ich mein Blog schon jetzt, um ein wenig über meine Reisevorbereitungen zu berichten.
Einige, wichtige Tipps zum Thema Reisevorbereitungen, z.B.  was die Auswahl und eine geeignete Unterbringung des Reisegepäcks angeht, habe ich u. a. im Vespaforum gefunden. Die zahlreichen Beiträge im Unterforum Community / Touren sind nicht nur sehr unterhaltsam geschrieben, sondern auch hilfreich und informativ zugleich!
Daher lohnt es sich allemal, sich dort ein wenig intensiver „reinzulesen“!


Da die fünfzehn Pferde unter mir – insbesondere in den Bergen – vermutlich nur bedingt leistungsfähig sein werden, gilt für mich bereits bei der Gepäckauswahl der alte Ingenieurs-Grundsatz „Soviel wie nötig, so wenig wie möglich!“.
Meine individuelle Packliste werde ich in den nächsten Tagen noch zu Papier bringen und vor Reiseantritt ggf. noch hier veröffentlichen. Bis dahin ist aber noch eine gute Woche Zeit, und die gilt es jetzt zu nutzen (z. B. für eine detaillierte Streckenplanung, die Vorabauswahl geeigneter Unterkünfte usw.). Der Anfang im Netz ist gemacht!
So schwer war es dann doch nicht, „aus dem Blog zu kommen“!